Atlantis Zeitung im Dezember des Jahres 9 * Antarer Friedensabkommen Der Artikel des Neu Antarer Friedensabkommens, übermittelt durch seinen offiziellen Sprecher Antares, erfüllt den Rat des Zwergenvolkes mit Sorge und mit Kummer. Die Rede von einer "so oder so stattfindenen Kolonisation" läßt aufgrund der geschickten Formulierung zwar keine Rückschlüsse auf eventuelle Kolonisierungsabsichten des NAF zu, nichtsdestotrotz ist zu befürchten, daß, sobald eine Passage zwischen den Welten besteht, auch andere solche Absichten durchzusetzen vermögen und dies auch versuchen werden. Glücklich wäre dann ein Volk, welches sich der Macht der alten Völker widersetzen kann, das Volk der Zwerge schätzt seine Kräfte jedoch realistisch ein. Deshalb richten wir unser Flehen an die Götter: Möge eine solche Passage niemals möglich werden. Krieg, Zerstörung und Tod in unermesslichem Ausmasse wären die Folge. Das Volk der Zwerge hat Vertrauen darin, daß die Götter sich lieber um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern, anstatt ihre wertvolle Zeit in eine Rekodierung der Welt zu stecken, nur um einigen blutdürstigen Despoten die Befriedigung ihrer Eroberungs und Rachegelüste zu gewähren! * Revolutionärer Priesterrat Der Revolutionären Priesterrats von Gueida nimmt wie folgt Stellung zu den Ausführungen des "Volkes der ewigen Flamme" und der "Rising sun of the orient" (Zeitung 107): Das Phänomen, das wir als "Die lange Nacht von Atlantis" bezeichnen, gab uns Gelegenheit, viele uns vorliegende Schriftsätze zu prüfen und auszuwerten. In aller Abgeklärtheit und ohne die Emotion des Augenblicks möchten wir nun auf die Erklärungen von Antares und Safya eingehen. Zu allererst möchten wir unser Befremden darüber ausdrücken, dass sich zwei überhaupt nicht angesprochene Regierungen als Adressaten unserer Botschaft an Lord Thsyr (Zeitung 106) verstanden. Dieses Missverständnis sollte geklärt sein. Da ihre Schriftstücke aber nun in der Welt sind, wäre es unredlich, diese zu ignorieren. Sehr hätten wir es begrüßt, die genannten Autoren hätten mindestens ebensoviel Zeit auf die aufmerksame Lektüre unserer Erklärung verwendet wie auf die Abfassung ihrer Antworten. Wir glauben, einige Fehlinterpretationen wären somit überhaupt nicht erst entstanden, da wir unseren ehrenwerten Diskussionspartnern keine böse Absicht unterstellen. Zumindest hoffen wir, dass der Protest des "Volkes der ewigen Flamme" gegen unsere Mißbilligung der möglichen Kolonisierungsabsichten von Erstebenenvölkern gegenüber dem TERRITORIUM hiesiger Parteien auf einem Irrtum beruht. Zu diesem Punkt könnte klärend beitragen, wenn Antares erläuterte, inwiefern sich bei der "so oder so stattfindenden Kolonisation" freundschaftliche Beziehungen zur ersten Ebene auszahlen könnten und wie sich in diesem Konzept das Fehlen solcher Beziehungen auswirken würde. Sollte der betreffende Absatz aber als Drohung gegenüber "ungehorsamen" Völkern "unserer" Ebene zu verstehen sein, wäre dies die prompte Bestätigung unserer Ansichten zu diesem Thema. Um weiteren Unterstellungen vorzubeugen: Der Terminus "unsere Ebene" ist zu lesen als "die Ebene, auf der wir uns befinden", und natürlich liegen unsere Interessen auf dieser Ebene, ebenso wie die Interessen aller anderen hier ansässigen Völker. Ebenso natürlich ist es, dass wir wie auch unsere diesseits der Ebenengrenze lebenden Mitgeschöpfe unsere Interessen berührt sehen, wenn ein hiesiges Volk zum Objekt der gewaltsamen Landnahme von Invasoren aus der ersten Ebene wird, denn wer garantiert jedem von uns, nicht nächstes Opfer zu sein? Ohne pauschal allen Völkern der ersten Ebene bösen Willen unterstellen zu wollen (viele sind aufgrund ihrer längeren Geschichte wohl weiser und saturierter als wir jüngere), müsste jeder, der ihre Gesandten beherbergt, mit dem Risiko leben, von ihren des Teleport fähigen Magiern angepeilt zu werden. Und da die meisten Erstebenenregierungen allein so große finanzielle Reserven angehäuft haben, wie es sie insgesamt auf dieser Ebene wohl nicht gibt, wäre jeder Invasor in der Lage, ein sich ohne Verbündete wehrendes Volk allein durch den Masseneinsatz unbewaffneter Bauern auszulöschen. Daher möchten wir an unsere die zweite Ebene bewohnenden Brüdern und Schwestern appellieren: Wenn einer von uns Opfer eines solchen Überfalls wird, müssen wir all unsere kleinlichen Egoismen und = Streitigkeiten vergessen und uns gegenseitig bedingungslos beistehen. Nur dann können wir unsere Existenz als freie und unabhängige Völker bewahren. Der gegen die Klerokratische Republik Gueida erhobene Vorwurf, die Verwendung des Terminus "männliche Politik" beinhalte eine abwertende geschlechtsspezifische Komponente bzw. impliziere die Absichtserklärung, Völker mit weiblicher Staatsspitze auszurotten, ist derart abwegig, dass sich ein weiterer Kommentar erübrigt. Nicht unkommentiert lassen wollen wir allerdings die Behauptung, unter der verstorbenen Aisha sei "Rising sun of the orient" durch die "friedliche Hand einer Frau" geführt worden. Eine Politik, die darauf abzielt, von zwei Nachbarn sich den einen durch den heimtückischen Mord an einem auf dem Rückmarsch befindlichen Botschafter zum Feind zu machen, den anderen zu provozieren durch die Forderung eines 50%igen Tributs auf von ihm produzierte Rohstoffe, während in der betreffenden Region nur ein Überbringer solcher Nachrichten einer zigfachen Übermacht gegenübersteht, schließendlich eine dritte Partei, die sich zur Vermittlung in dem Konflikt bereit erklärt, fortwährend zu beleidigen und durch Verbündete mit "totaler Vernichtung" bedrohen zu lassen, ist weder friedlich, noch männlich oder weiblich zu nennen, sondern lediglich gefährlich und töricht. Es ist bedauerlich, dass solch bodenloser Leichtsinn an der Staatsspitze die blutige Konsequenz vieler Toter nach sich zog. Klarstellen möchten wir auch, dass niemand, am wenigsten wir, dem Neu-Antara Friedensabkommen eine vernünftige Vermittlungstätigkeit zur Verhinderung oder Beilegung von Konflikten "verboten" hat oder "verbieten" würde. Allerdings müssen wir rügen, dass in den uns vorliegenden Noten seitens des NAF-Sprechers Antares kein einziger konstruktiver Gedanke zur Herbeiführung einer Waffenruhe oder eines dauerhaften Friedens zu finden war, dagegen aber zuhauf Drohungen gegen den Saunaclub. Dass eine dergestalt einseitige "Vermittlungstätigkeit" wenig beiträgt zur Entschärfung der Situation, dürfte jeder einsehen. Ehrlicherweise müssen wir jedoch einräumen, dass aufgrund von Übermittlungsschwierigkeiten auch unsere Friedensinitiativen zum Scheitern verurteilt waren. Wir werden allerdings in naher Zukunft einen neuen Versuch starten. Was nun unseren geschmähten Neutralitätskurs angeht: Der Saunaclub Atlantis und der Clan Yodo führen weder einen von uns beauftragten Feldzug durch, noch unterstützen wir eine dieser Parteien durch finanzielle oder materielle Leistungen. Auch wenn wir durch freundschaftliche Bande mit dem Saunaclub Atlantis verbunden sind, haben wir keinerlei Druckmittel diese Partei, wie sie ihre Politik zu gestalten hat außer dem Appell an die Vernunft. Ebensowenig vermochte es offenbar das NAF, ihr Mitglied Aisha von ihrem gefährlichem Kurs abzubringen. Unsere Neutralität bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als dass wir nicht gewillt sind, uns durch eine der Konfliktparteien in einen Regionalkonflikt um Arabasque hineinziehen zu lassen. Und wir wünschen die Neutralität anderer Staaten, da nach unserer Ansicht ein Krieg schwerlich dadurch zu beenden ist, dass andere Völker in ihn eintreten. Vielmehr ist es unser Ziel, dass auf Arabesque endlich wieder Frieden einkehre, und zwar ohne dass eine Seite ausgelöscht wird. Denn dass wir diese Zeilen nach langer Nacht zu lesen vermögen, während andere in den Ausguss der atlantischen Geschichte gespült wurden, sollte uns mahnen, dass der Schöpfer unserer Welt mit uns noch unergründliche Pläne hat, die in mehr als Tod und Vernichtung bestehen. Der Friedensvorschlag des Saunaclubs könnte, ungeachtet der Ansichten über seinen Inhalt, ein Anfang sein, endlich diesen Konflikt beizulegen. Wir bitten daher Aishas Nachfolgerin Safya, ihn nicht leichtfertig zu ignorieren, sondern in Gespräche über die Zukunft Arabesques einzutreten. Und wir rufen die indirekt involvierten Regierungen auf, nicht mit Drohungen, sondern durch konstruktive Kritik und besonnenen Rat an einer Entschärfung der Lage mitzuarbeiten. Auch andere überlebende Völker möchten wir schließendlich zum Nachdenken darüber mahnen, ob Feindschaften und Konflikte der Vergangenheit im Licht unserer gegenwärtigen Tage noch so schwerwiegend sind, dass sie den Einsatz von Gewalt erfordern.